Wahrheit – wo erfahre ich sie?

Gibt es “die” Wahrheit oder hat jeder seine eigene Wahrheit?
Die Bewertung jedenfalls ist vielfältig.

564 Personen haben in der Zeit vom 20.01. – 28.02.2023 an der selbst erstellten Umfrage auf erhebung.de und den ausgelegten Listen in den Kirchengemeinden teilgenommen.

Mit 50% die stärkste Altersgruppe der Teilnehmenden sind die 41 – 65-Jährigen. Sehr erfreulich ist der Anteil von 24% der Altersgruppe 15 – 25 Jahre. Weiblich sind 69% der Teilnehmenden.

Ein „vertraue ich immer“ wurde auch in den Beziehungsbereichen „Familie“ (33%) und „Freunde“ (22%) relativ wenig vergeben. Es wurde deutlich, dass ein „immer“ zu stark ist. Ein „meistens“ entspricht eher der Wahrnehmung im persönlichen Bereich.
Zweifelhafter Spitzenreiter in „vertraue ich nie“ sind die Politiker*innen mit 12%.
Ob sie den Seelsorger*innen vertrauen können, konnten 19% nur mit „weiß nicht“ beantworten. Die 15 – 25-Jährigen wissen es sogar zu 36% nicht.
Manch eine teilnehmende Person hätte sich ein „es kommt darauf an“ gewünscht. Und damit sind wir genau an dem Punkt der Wahrheitsfindung.

Wie finde ich Wahrheit? Was erachte ich als wahr? Wem vertraue ich?
Wir werden mit einem Urvertrauen geboren, dass da jemand ist, der sich um uns kümmert. Ein Grundvertrauen brauche ich im Alltag, sonst werde ich von der Angst beherrscht, betrogen, überfahren, bestohlen oder getötet zu werden. Meine Wahrheit bildet sich durch die Quellen, die ich zur Wahrheitsfindung nutze. Kinder “übernehmen” die Wahrheit ihrer Eltern, bis sie durch die Erweiterung ihres Umfeldes in Kita, Schule und Freundeskreis auf andere Wahrheiten stoßen und ihre Wahrheit neu justieren. – Gibt es Weihnachtsmann und Osterhase oder nicht? – Als Erwachsene wenden wir uns häufiger den Quellen und Menschen zu, die unserem eigenen Wertesystem, unseren Vorstellungen und unserer Einstellung so weit wie möglich entsprechen und ihnen zustimmen.

Unwahrheit und bewusste Falschinformationen können mein Vertrauen in Personen und Berufszweige stark erschüttern und lassen mich vorsichtig sein.

Wir hoffen z. B. auf wahre Antworten von unabhängiger journalistischer Berichterstattung – und sind immer wieder irritiert, wenn z.B. Veranstalter von Demonstrationen eine andere Teilnehmerzahl angeben als die Pressesprecher der Polizei. Wahrheit oder Fake News?

Diese Frage stellt sich im Zuge der vielen Informationsquellen heute immer häufiger – wem kann ich da noch vertrauen?

Niemand kann auf jedem Gebiet Fachwissen vorweisen. Ich muss vertrauen können und einen Vertrauensvorschuss geben.
Immer und überall bin ich der Beeinflussung durch andere Menschen und Meinungen ausgesetzt.
Meinen Weg und meinen Umgang mit der Wahrheit zu finden, meine Wahrheit auch immer wieder zu überdenken, gerade in der Bewertung kritischer Situationen, ist eine lebenslange Aufgabe.

Aber will ich immer die Wahrheit hören? Und nehme ich es selbst sehr genau mit der Wahrheit? Sind harmlose Unwahrheiten ok? – „Ich hab nichts anzuziehen“ – vor einem vollen Kleiderschrank; „das ist ein schönes Bild“ – zu einer krakeligen Kinderzeichnung – Ist die harmlose Unwahrheit erlaubt, die gefährliche aber nicht? Wir bewegen uns hier auf einem schmalen Grad.

Übrigens, in der Einheitsübersetzung der Bibel wird 146 mal das Wort „Wahrheit“ verwendet – googeln Sie doch mal!

>>> Zu den Auswertungs-Diagrammen <<<

Regina Wiendahl
Gemeindereferentin

Man muss nicht in jeder
Situation sagen, was WAHR ist.
Aber w a s wir sagen,
soll WAHR sein!